Jürgen Klinsmann hat sich immer wieder neu erfunden – ob in Stuttgart, Mailand, Monaco, London oder München als unangepasster Profi oder als machtbewusster Kapitän der Nationalmannschaft. Nach seiner Karriere wollte er von seinen alten Erfolgen nichts mehr wissen und wagte als Geschäftsmann in der Anonymität Amerikas ein neues Leben. Seine vielen Jahren im Ausland veränderten den strahlenden deutschen Fussball-Liebling, der sich als neuer Bundestrainer im Sommer 2004 mit distanziertem Blick an ein einmaliges Reformexperiment im deutschen Fussball wagte. Getrieben von einem unbändigen Freiheits- und Unabhängigkeitsdrang, ist aus dem wissbegierigen und erlebnishungrigen Bäckergesellen schon zu seiner aktiven Zeit einer der beliebtesten, erfolgreichsten und vermögendsten deutschen Fussballprofis geworden. Seine spektakuläre Spielweise und sein bescheidenes Auftreten machten ihn im Ausland zu einem grossartigen Botschafter seines Landes. Sein strahlendes Image ohne jeden privaten Skandal nahm trotz mancher Anfeindungen und Krisen nie ernsthaften Schaden, weil der stürmende und leidenschaftlich kämpfende Egoist auf dem Feld auch immer auch als Teamplayer erster Güte auftrat. Auch auf dem Weg zum Titelgewinn bei der WM 2006 schwört Klinsmann auf Teamarbeit, aber zugleich ist noch kein Bundestrainer vor ihm ähnlich rigoros seinen eigenen Weg gegangen.